Die junge Technische Fakultät der Universität Klagenfurt ist mitentscheidend für die Zukunft des Wirtschaftsstandortes. Die Wirtschaft fordert Verbesserungen ein.
Die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Kärnten steht und fällt mit der Qualifikation seiner Menschen. Angesichts der beängstigenden demografischen Entwicklung in Kärnten hätten Ausbildung und qualifizierte Zuwanderung – die ja auch aus anderen Bundesländern erfolgen kann – oberste Priorität für die Wirtschaftskammer Kärnten. Immerhin ist Kärnten das einzige Bundesland Österreichs, dessen Bevölkerung schwindet; bis 2030 werden in Kärnten 30.000 Facharbeiter und 17.000 Akademiker fehlen.
„Wer wird die Arbeit machen? Wer wird den Wohlstand erhalten? Wenn wir dieses Problem nicht lösen, brauchen wir uns über viele andere gar keine Gedanken mehr zu machen“, so Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mand.
Eine wichtige Rolle spielen dabei auch die Studienangebote der Alpen-Adria-Universität und der Fachhochschule in Kärnten. Sie entscheiden maßgeblich darüber, ob Talente aus Kärnten abwandern und ihr berufliches und persönliches Glück lieber in Graz, Salzburg oder Wien versuchen, oder ob sie im Lande bleiben und – im besten Fall – sogar High-Potentials aus anderen Regionen in den Süden kommen. Mandl: „Es muss uns in erster Linie gelingen, unsere eigenen begabten jungen Menschen in Kärnten zu halten, indem wir ihnen mit der richtigen Ausbildung und dann den richtigen Jobs eine Perspektive bieten können. Erst dann können wir darüber nachdenken, wie wir auch aus anderen Regionen oder Ländern interessierte und qualifizierte Studierende anziehen.“ Kärnten könne nur eingeschränkt die großen, international tätigen Arbeitgeber bieten, das zeige auch die IHS-Studie schonungslos auf. Aber, so Mandl: „Wir können uns anstrengen, um die besten Bedingungen für Start-ups im ganzen Alpen-Adria-Raum zu bieten. Wo könnte die Work-Life-Balance besser sein als in Kärnten, dem sonnigen Süden Österreichs?“
Zu wenig Spezialisten für die Wirtschaft
Doch von dieser Vision ist Kärnten laut IHS noch weit entfernt. Derzeit stehen weniger als 50 jährlichen TEWI-Absolventen 200 bis 300 potentiellen Arbeitgebern gegenüber. Martin Zandonella, Chef der IT-Firma net4you und Obmann der Sparte Information und Consulting: „Auch wenn die FH noch einmal etwa die selbe Absolventenzahl aufweist, reicht das noch lange nicht. Wir haben einen deutlichen Mangel im hochqualifizierten Fachkräftenachwuchs und derzeit 200 bis 250 Stellen, die wir nicht besetzen können.“ Und für jeden IT-Job, der unbesetzt bleibt, fehlen noch zwei weitere in anderen Branchen, zitiert Zandonella den Multiplikator-Effekt aus einer Studie des Volkswirtschafters Gottfried Haber. Eine erste Maßnahme aus der Studie ist für den Fachmann daher eine grundlegende Analyse des vorhandenen Studienspektrums: „Wir müssen Studienzweige anbieten, die auch nachgefragt werden. Wir brauchen mindestens doppelt so viele Absolventen, um die Situation halbwegs zu entschärfen“
Mehr Frauen an die technische Fakultät
Darüber hinaus schlägt Zandonella vor, die Anzahl der Studierenden an der TEWI-Fakultät durch gezieltes Marketing zu erhöhen und eventuell sogar Studiengebühren zu übernehmen und spezielle Stipendien – besonders für Menschen, die berufsbegleitend studieren wollen – anzubieten. Um der in technischen Studienrichtungen besonders hohen Dropout-Rate von Studentinnen zu begegnen, will der IT-Spartenobmann auf besondere Fördermodelle setzen: „Wir können nicht auf technikinteressierte Frauen verzichten. Damit könnte sich die Alpen-Adria-Universität im Wettbewerb mit anderen Studienorten einen Namen machen.“ Wichtig sei auch der frühzeitige Kontakt der Studierenden zur lokalen Wirtschaft, weshalb verstärkt Praktikumsplätze, Bachelor- und Masterarbeiten angeboten werden müssten. Ein Arbeitskreis aus Unternehmern, dem Land und den Bildungseinrichtungen soll bis zum Herbst erste Maßnahmen entwickeln, um mehr Technik-Studenten in Kärnten zu halten oder aus anderen Bundesländern anzuziehen – zum Vorteil von uns allen.“
Analyse der AbsolventInnenstruktur der Fakultät für Technische Wissenschaften an der AAU
Zusammenfassung und Maßnahmenvorschläge