Heinrich C. Mayr wurde im Rahmen des größten deutschsprachigen Informatikkongresses INFORMATIK 2016 durch die Kärntner Wirtschaftskammer geehrt.
Seine Verdienste lägen, so Vizepräsidentin Sylvia Gstättner, sowohl in der Wirtschaft als auch in der Bildung. Mit der Großen Ehrenmedaille wird sein Engagement beim Aufbau der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften und Informatik sowie sein enger Kontakt zur Wirtschaft gewürdigt.
Heinrich C. Mayr ist Gründungsmitglied des Software Internet Cluster, in dem er als Beiratsvorsitzender sein beeindruckendes Wissen zur Verfügung stellt. In dieser Funktion schafft er immerzu Bewusstsein, dass ohne Software quasi nichts mehr geht und die Informatik als Betriebssystem für die Wirtschaft von großer Bedeutung ist. Genau aus diesem Grund ist die heutige Fakultät für Technische Wissenschaften, die übrigens in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen feiert, so enorm wichtig für den Wirtschaftsstandort Kärnten. Mayr sei nicht nur „Vater“ der Technischen Fakultät, sondern habe maßgeblichen Anteil an der positiven Entwicklung der IT-Branche in Kärnten. „Seine enge Zusammenarbeit mit der Kärntner Wirtschaft, die Mitarbeit an unzähligen IT-Projekten, seine internationalen Kontakte und sein außerordentliches Engagement für IT-Unternehmen in Kärnten, waren und sind ein wesentlicher Baustein für die erfolgreiche Entwicklung des IT-Standortes Kärnten.“, so Martin Zandonella, der die Urkunde übergab.
Heinrich C. Mayr, geboren 1948, ist seit 1990 Professor am Institut für Angewandte Informatik der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Frühere Stationen waren die Universitäten Grenoble und Karlsruhe und eine 10-jährige Leitungsfunktion in der Wirtschaft sowie Gastdozenturen und Gastprofessuren an zahlreichen Universitäten im In- und Ausland. Von 2006 bis 2012 war Heinrich C. Mayr Rektor der Alpen-Adria-Universität. 2012 wurde ihm eine Ehrenprofessur der Kherson State University, Ukraine, verliehen, 2013 die Goldene Medaille der Stadt Klagenfurt. Mayr trat Anfang Oktober nach dem Abschluss der Konferenz INFORMATIK 2016, zu der mehr als 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach Klagenfurt kamen, seinen Ruhestand an.
HC Mayr ist Mitbegründer des Software Internet Cluster, dessen Beiratsvorsitzender er auch heute noch ist.
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Universitätsprofessor Heinrich C. Mayr im Interview:
Wenn Sie auf die Entwicklung des IT-Standortes Kärnten zurückblicken, welches Resümee ziehen Sie?
Heinrich C. Mayr: Seit ich in Kärnten bin wirke ich aktiv am Aufbau des IT-Standortes mit – das fing an der Universität mit der Informatik an, dann folgten die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften und Informatik, aus der vor einigen Jahren die Fakultät für Technische Wissenschaften hervorgegangen ist, und die IT-Fachhochschul-Studiengänge in Klagenfurt. Wir haben in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre unter Landeshauptmann Zernatto ein Konzept erarbeitet, dass sich in Kärnten verstärkt IT-Firmen ansiedeln und gleichzeitig mehr Studierende nach Klagenfurt kommen. Das hat sich ab Beginn der 2000er Jahre gut entwickelt. Allerdings hat sich der Software-Schwerpunkt, den wir damals setzen wollten, nicht im geplanten Umfang realisieren lassen, aber insgesamt ist der IT-Standort Kärnten auf einem guten Weg. Auch was sich im Lakeside Park tut, kann nur positiv gesehen werden.
Wo sehen Sie die Stärken, die es in diesem Bereich in Kärnten gibt?
Wir haben praktisch nur einen großen Leitbetrieb im Klagenfurter Umfeld, das ist die addIT im Lakeside Park. Ansonsten haben wir eher kleinere oder mittlere Firmen. Wobei manche sich durchaus durch ihre Spezialisierung und Internationalität hervorheben. Die erfolgreichen Firmen exportieren bis zu 90 Prozent, denn der Kärntner und auch der österreichische Markt ist viel zu klein. Die kleineren Firmen konzentrieren sich natürlich auf Apps und nicht auf große Systeme. Aber damit sind sie durchaus erfolgreich und es gibt noch Potenzial.
Sie engagieren seit der Gründung beim Software Internet Cluster und setzen sich für Kooperationen von Unternehmen mit Forschung und Wissenschaft ein. Welchen Tipp haben Sie für Unternehmer, damit solche Kooperationen gut gelingen?
Es ist nicht immer einfach und hängt natürlich auch vom jeweiligen Firmentätigkeitsfeld ab. Kleinere Firmen brauchen seltener eine Forschungsleistung sondern eher eine entwicklungsnahe wissenschaftliche Unterstützung seitens der Universität, und sie brauchen gut ausgebildete Fachkräfte. In diesem Bereich kann man viel tun: Das fängt damit an, dass beispielsweise Studierende Praktika im Unternehmen machen können und sollen. Und daraus ergeben sich dann auch sehr oft längerfristige Beschäftigungsverhältnisse. Der nächste Schritt ist eine Masterarbeit mit einem Unternehmen. Das muss halt dann auch Fragestellungen betreffen, die für das jeweilige Institut von Interesse sind und einen gewissen Forschungsinhalt haben. Daraus können dann Kooperationsprojekte entstehen, Möglichkeiten gibt es genug. Aber die werden meiner Meinung nach zu wenig ausgeschöpft. Unternehmen wollen möglichst schnell Erfolg sehen. Das Problem ist nur, dass gerade universitäre Forschung nicht so schnell geht, sondern ein Return sich erst nach ein, zwei, drei Jahren einstellt. Ich habe oft das Gefühl, dass es hier immer noch eine Art Hemmungen gibt, die Schwelle zur Universität zu überwinden und nachzufragen. Oft auch einfach deshalb, weil man im Unternehmen glaubt, man kann sowieso alles selbst machen, in der Universität würde viel zu viel theoretisiert und man könne dann nicht das bekommen, was man wolle. Aber das ist alles eine Frage des Zusammenkommens, des miteinander Redens und zu schauen, wo denn Anknüpfungspunkte sind und wer welche Leistung am besten bringen kann.
Was würden Sie sich für Zukunft des Kärntner IT-Standortes wünschen?
Ich würde mir wünschen, dass es uns gelingt, mehr Studierende aus anderen Bundesländern nach Kärnten zu holen, so dass auch das Personalangebot für IT-Betriebe wächst. Trotz der Qualität des Studiums haben wir noch zu wenig junge Leute, die nach Kärnten kommen. Wir haben zwar sehr viel ausländische Studierende, aber sehr wenige andere österreichische Studierende. Und das Zweite betrifft den Software Internet Cluster. Hier wäre es erfreulich, wenn sich noch mehr Unternehmen anschließen würden, sodass eine starke Repräsentation der Unternehmen stattfinden könnte. Die dann auch beispielsweise außerhalb Österreichs auftreten könnte.
Werden Sie sich weiter für den IT-Standort Kärnten einbringen, auch wenn Sie jetzt emeritiert sind?
Ja, auf alle Fälle. Ich werde das in meinen Kräften Stehende tun, um an dieser Entwicklung zu arbeiten. Ich wünsche mir noch eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Universität und Wirtschaft. Denn gerade eine Regionaluniversität, die wir ja letztendlich sind, obwohl es manche Leute nicht gerne hören, hat auch die Aufgabe, in ihre Region zu wirken und dazu beizutragen, dass sich in der Region Wirtschaft entwickeln kann. Und das war mir immer wichtig.