Offen übers Scheitern sprechen und von den Fettnäpfchen der anderen lernen – bei den Fuckup Nights sprechen Unternehmen Tacheles. Das international erfolgreiche Event holte der Software Internet Cluster in Kooperation mit der Wirtschaftskammer erstmals nach Kärnten und zeigte, wie aus Fehlern nachhaltiger Erfolg werden kann.
Hinfallen und Aufstehen. Jeder Mensch trägt das Muster seit seiner Kindheit in sich. Denn jeder lernte gehen, indem er auf die Nase fiel und wieder aufstand. Nur als Erwachsene rückt die positive Fehlerkultur in den Hintergrund. Alles muss auf Anhieb funktionieren, nichts darf daneben gehen. Was allerdings dabei vergessen wird, erst Fehler ermöglichen Innovation und nachhaltigen Erfolg. Um das wieder ins Bewusstsein der Unternehmen zu bringen, werden weltweit die Fuckup Nights veranstaltet. Jeden Monat kommen in einer anderen Stadt Menschen aus der Wirtschaft zusammen und teilen ihre Misserfolge. „Das ist eine globale Bewegung mit viel Power“, erzählt Dejan Stojanovic begeistert. 2014 holte er die erste Fuckup Night nach Österreich. Weltweit gab es bereits über 800 Fuckup Nights mit rund 2000 Fehlergeschichten und über 103.000 Zuhörern.
Erste Fuckup Night in Kärnten
Auf Initiative vom Software Internet Cluster in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Kärnten, der Fachgruppe UBIT und der Jungen Wirtschaft machte die Fuckup Night auch in Klagenfurt halt. „Scheitern ist in der Wirtschaft ein Thema“, sagt SIC-Präsident Marc Gfrerer. Viele Unternehmen haben Angst vor dem Verlieren und Versagen. In Kärnten sind rund 70 Prozent der Selbstständigen Ein-Personen-Unternehmen. Vielleicht genau aus diesem Grund. Umso wichtiger sei es, offen über Fehler zu sprechen und nicht nicht in die gleichen Fettnäpfchen zu treten wie die anderen. Das unterstreicht auch Anja Silberbauer, SIC IT-Startup-Sprecherin: „Scheitern gehört zum Erfolg dazu.“ Junge Start-ups können kostenlos Mitglied beim Software Internet Cluster werden und so von den Erfahrungen der etablierten Unternehmen profitieren. Schließlich zählen nicht die 1000 Wege, die nicht gehen, sondern der eine, der funktioniert.
Drei Unternehmer brechen Tabuthema auf
Zehn Foto und zehn Minuten Redezeit. Mehr haben die Speaker bei der Fuckup Night nicht, um ihre Geschichte und Misserfolge zu erzählen. Diese Herausforderung nahmen David Dietrich von Bergaffe, Michael Pegam von Geolantis und Bernd Buchegger von Trinitec an.
Die erste Idee einer Sitzbank für Snowboarder führte David Dietrich von Bergaffe hin zur besten Outdoorschaufel der Welt, die zwar viel konnte, aber für den Markt zu teuer war. Daraus hat der Unternehmer gelernt. „Inzwischen starte ich Projekte fast ausschließlich mit bestehenden Unternehmen und hole vorher Feedback vom Markt ein“, verrät Dietrich. Die Jacken im Bergaffen-Design sind dann ein Erfolg geworden.
Michael Pegam dachte bereits in der Volksschule groß, und begann früh mit dem Programmieren. Das machte ihm zum Globetrotter und Workaholic. Nur mit dem ersten Businesspartner klappte es nicht. „Wir haben gestartet, ohne uns wirklich zu kennen oder ein gemeinsames Ziel definiert zu haben“, berichtet der Unternehmer. Er lernte daraus und ging die Zusammenarbeit mit Vertriebspartnern von Anfang an anders an.
Schwierigkeiten mit Businesspartnern hatte auch Bernd Buchegger von Trinitec. Während der jahrelangen Produktentwicklung ging das gegenseitige Vertrauen verloren, genauso wie der Fokus von beiden Seiten. „Bei einem gemeinsamen Projekt sollten beide Partner gleich hungrig sein und auch ein Risiko eingehen wollen“, resümiert Buchegger. Fehler müssen nicht unweigerlich etwas Schlimmes sein – solange daraus gelernt wird. Das bestätigte sich auch beim chilligen Netzwerken im Anschluss.
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