Ausreichend Fachkräfte im Telekommunikations- und Informationstechnologiebereich?
Laut dem Österreichischem Infrastrukturreport 2021 der Initiative Future Business Austria wird diese Frage von knapp 60 Prozent der österreichischen Führungskräften mit einem „NEIN“ beantwortet.
Laut einer aktuellen Studie des Industrie Wissenschaftlichen Instituts (IWI) beläuft sich der Fachkräftemangel im MINT-Bereich in Österreich auf 24.000 Personen. Dieses Ergebnis bedeutet einen Wertschöpfungsverlust von rund 3,8 Milliarden Euro für den österreichischen Wirtschaftsstandort pro Wirtschaftsjahr. Denn aus unternehmerischer Sicht können offene interne IT-Positionen somit nur zu durchschnittlich 77 Prozent gesättigt werden. Im Infrastrukturreport von November war man „nur“ von bis zu 10.000 fehlenden Fachkräften ausgegangen.
„Unsere Unternehmen leiden unter dem IT-Fachkräftemangel enorm und Österreich gehört zu den negativen Spitzenreitern im EU-Vergleich“, hält Martin Zandonella, Obmann-Stellvertreter des Fachverbands UBIT, fest. „Dabei fehlen die meisten Fachkräfte in den Bereichen, die Österreichs Wirtschaft jetzt am dringendsten benötigen: Software Engineering & Web Development und IT Security“, sagt er. In Oberösterreich fehlen laut IWI-Studie mit 7.200 IT-Spezialisten die meisten Fachkräfte, gefolgt von Wien (6.000), der Steiermark (4.400), Tirol und Vorarlberg (2.600), Niederösterreich (2.500) und Kärnten, Salzburg und dem Burgenland (1.700).
Informatikunterricht an Schulen
93 Prozent aller befragten Manager wünschen sich mehr Forschungs- und Entwicklungsförderungen für Digitalisierung in Unternehmen.
Laut Infrastrukturreport mahnen zudem 91 Prozent die Förderung der IT-Fachkräfteausbildung ein und weitere 40 Prozent fordern zudem, dass im allgemeinen österreichischen Schulsystem zumindest eine Programmiersprache erlernt werden soll. „Ein tiefgreifender und flächendeckender Informatikunterricht an allen österreichischen Schulen ab der ersten Schulstufe ist ein Muss.“, so Alfred Harl, Obmann des Fachverbands Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie (UBIT) in der Wirtschaftskammer Österreich.
Ausbau von Breitband
Auch die Thematisierung des Know-hows der heimischen IT-Berater für mehr Cybersicherheit zeigt: 88 Prozent der Teilnehmer fordern, dass Österreich seine Cybersicherheitsaktivitäten verstärkt und noch enger koordiniert. „Ein erfolgreicher digitaler Standort Österreich braucht ausreichend IT-Fachkräfte und eine starke Breitbandinfrastruktur. Umso erfreulicher ist die Zusage von Bundesministerin Köstinger, 102 Millionen Euro Förderungen für den Breitbandausbau freizugeben“, so Harl. Entscheidend sind somit auch Investitionen in Breitband und Digitalisierung für den österreichischen Wirtschaftsstandort, wobei 79 Prozent der Befragten befürchten, dass dieser zurückbleiben würde. Zudem sieht man auch die Gefahr, dass Arbeitsplätze verloren gehen (38 Prozent) und der Technologiefortschritt gehemmt werden (20 Prozent) könnte.
Teilnehmer der Studie erwarten außerdem eine Produktivitätssteigerung von rund 14,2 Prozent durch den Einsatz neuer digitaler Anwendungen. Umgelegt auf das BIP 2019 wäre das ein Produktivitätsgewinn von rund 56,61 Milliarden Euro. „In Relation zu den mit zehn Milliarden Euro veranschlagten Kosten für den Breitbandausbau rechnen sich diese Investitionen deutlich. Jeder investierte Euro bringt einen fast sechsfachen Wertschöpfungseffekt“, sagt der Herausgeber des Infrastrukturreports, David Ungar-Klein.