Der Software Internet Cluster veranstaltete am 25. Mai seinen 3ten Fokustalk zum Thema NFTs und Blockchain-Anwendungen. Als Initiative der Fokusgruppe Digital Sales ging es darum mit praxisnahen Experten einen Überblick zu aktuellen Anwendungsszenarien und Zukunftstrends zu schaffen, um somit Chancen in zukünftigen Business-Modellen in Zusammenhang mit neuen Technologien zu erkennen und umzusetzen.
Topaktuelle Anwendungen der Blockchain!
Besonders in der Software- und IT-Branche ist es wichtig Trends und zukünftige Technologien im Auge zu behalten. Für unseren Fokustalk stützten wir uns auf hochkarätige Impulsgeber mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten, um das Thema NFTs von möglichst vielen Perspektiven zu beleuchten. Dabei gaben wir einen Überblick zu aktuellen Anwendungsmodellen von NFTs im Unternehmens-Umfeld, beleuchteten Meilensteine im Crypto-Bereich und Blockchain-Anwendungen, klärten den aktuellen Status Quo und gaben einen Ausblick zu zukünftigen Anwendungsfällen.
Fokustalk verpasst?
Kein Problem. Die Aufzeichnung zu unserem Fokustalk mit unseren Experten finden Sie auch in unserer Member-Area.
Fokustalk – NFT, Tokenisierung und Metaverse
DI Bernd Buchegger ist Gründer und Geschäftsführer der trinitec IT Solutions & Consulting GmbH und Leiter der Fokusgruppe Digital Sales
Als Experte für Digital Sales setzt sich Bernd Buchegger mit Trends und Innovationen im digitalen Vertrieb und eCommerce-Bereich auseinander und unterstützt bei der Implementierung von professionellen Automatisierungs-Lösungen von digitalen Geschäftsprozessen.
Um eine gemeinsame Basis für unseren Fokustalk zu schaffen, klärte Bernd Buchegger zunächst über Definitionen und Begrifflichkeiten wie NON-FUNGIBLE vs. FUNGIBLE TOKENS mit Beispielen aus dem Bored Ape Yacht Club (BAYC), TOKENIZATION als Absicherung und Refraktion von Assets über die Blockchain, wie z.B. mit Smart Contracts oder Immobilieninvestments mit Brickwise, sowie das METAVERSE mit digitalen Räumen, Avataren und Marktplätzen auf.
Dietmar Pogatschnig ist geschäftsführender Gesellschafter und Gründer der dBIT GmbH & Co. KG in Kärnten
Als praxisorientierter Experte aus dem regionalen Raum, gab Dietmar Pogatschnig einen Überblick zu ersten Berührungspunkten mit NFTs im Unternehmens-Umfeld, wie SMART CONTRACTS als Herangehensweise für Fälschungssicherheit (wie z.B. bei Ticketverkäufen, Autohandel oder Investments bei Immobilien) eingesetzt werden. Der Einsatz derartiger Technologien soll auch dem Verkauf am Schwarzmarkt entgegenwirken, da diese Transfers verfolgt werden können und dadurch auch seitens der Veranstalter oder Creator finanziell mitprofitiert werden kann.
Der regionale Experte machte außerdem klar, dass wir uns erst am Anfang unserer Reise mit NFTs befinden. Derzeit gibt es erst ca. 500.000 Wallets, die NFTs besitzen. Die Anwendungsgebiete von NFTs sind jedoch nahezu grenzenlos. Angefangen von Immobilien, Mitgliedschaften, Gutscheinen bis hin zu Eigentumsnachweisen und Sammler-Objekten ist so gut wie alles mit NFTs und der dahinter liegenden Blockchain-Technologie realisierbar. Hinzu kommt der Vorteil der digitalen Verfügbarkeit und Fälschungssicherheit.
Ein Anwendungsszenario für exklusive Mitgliedschaften wurde anhand des Bored Ape Yacht Club (BAYC) genauer erklärt und neben der herkömmlichen Strategie durch einfache Wertsteigerung beim NFT-Handel zu profitieren auch ICE POKER, eine dezentrale Poker-Plattform im Metaverse, als Use Case für Play2Earn vorgestellt. Hier können z.B. neben dem gewöhnlichen NFT-Handel auch NFTs an aktive Spieler verliehen werden, wodurch man indirekt an Gewinnen beteiligt wird.
Um NFTs überhaupt zu MINTEN benötigt man ein sogenanntes Wallet (z.B. METAMASK), in dem die NFTs gespeichert werden. Als eine der relevantesten Plattformen für den Handel und Übersicht von NFTs hat sich OPENSEA etabliert. Zudem ist es ratsam sich auf wichtigen Plattformen der NFT-Community wie Twitter oder Discord umzusehen, um sich hier Tipps und Infos zu neuen NFT Projekten einzuholen.
Als Kolumnist bei t3n beschäftigt sich Dennis vor allem mit Problemen und Anwendungsszenarien von Tokenisierung und welche Probleme mit dieser Technologie tatsächlich gelöst werden können. Dazu veranschaulichte unser Experte aus München die Evolution der Blockchain-Technologie und in welcher Phase wir uns gerade befinden. Dabei zeichnet sich der NFT-Boom bereits seit 2018 ab.
„Gekommen um zu bleiben.“
Erfolgreiche Anwendungsfälle zum Thema Community-Building in der Musik-Szene sind hier u.a. Royal.io und Ape-in-Productions – by Timbaland. Besonderes Augenmerk gilt hier den Investor-Möglichkeiten durch NFTs und der darunter liegenden Blockchain-Technologie, wodurch Künstler durch die Vermarktung von Musik-Rechten unterstützt werden und Fans von exklusiven Events und Merchandise, sowie Gewinnbeteiligung wie z.B. durch Early-Stage-Investments profitieren können.
Auch bei Event-Ticketing oder Food Tracing finden sich spannende Use Cases mittels NFTs. Beim Kauf von Event-Tickets hat man zumeist das Problem, dass Tickets zu beliebten Veranstaltungen schnell vergriffen sind und man sich in weiterer Folge auf den Zweitmarkt begibt, um dort noch Tickets zu ergattern. Mittels NFTs hat man einen genauen Überblick, wie viele Tickets noch im Umlauf sind und es sich dabei auch um Originale handelt – Tracking und Proof of Origin. Außerdem erhalten auch Veranstalter so einen Zugang zum Zweitmarkt und können dort vom Wiederverkauf profitieren und mittels Smart Contracts einen Mindest- und Höchstpreis definieren.
Im Moment befinden wir uns noch in einer spannenden Experimentier- und Pionier-Phase, wo es noch keinen goldenen Weg gibt, wie man sich als Unternehmen bestmöglich positionieren kann. Es gilt dabei Ansätze für das eigene Unternehmen zu identifizieren, sich damit zu beschäftigen und umzusetzen. In Zukunft werden uns jedoch sicher FRAKTIONALE, DYNAMISCHE und PHYSISCHE NFTs noch genauer beschäftigen.
Q&A Session
Was bedeutet es einen NFT zu MINTEN?
Ins Leben gerufene NFT-Projekte von KünstlerInnen oder Organisationen werden auf Websites veröffentlicht und dort auch angeboten. Hier erhält man die Möglichkeit einen NFT zu kaufen bzw. zu minten, wobei man das Wallet mit der Ziel-Website verbindet und das NFT im Austausch gegen Crypto-Währung übertragen und in der Wallet sichtbar wird.
Sidenote: Besitzt man bereits mehrere oder bestimmte NFTs, so hat man die Möglichkeit beim Kauf von NFTs priorisiert zu werden und sich so beim Kauf vor anderen Interessenten zu reihen, da oft nur eine begrenzte Stückzahl an NFTs angeboten wird.
Für welche Browser wird das Metamask-Plugin unterstützt?
Metamask ist ein Hot-Wallet und ein Browser-Add-on. Das Wallet kann als MetaMask Chrome, MetaMask Firefox sowie für die Browser Brave und Edge installiert werden.
Was sind FRAKTIONIERTE, DYNAMISCHE und PHYSISCHE NFTs?
Fraktionalisierte NFTs
Bei fraktionalisierten NFTs handelt es sich um NFTs, die zusammen mit anderen NFTs eine Gesamtmenge bilden. Unter bestimmten Regulationen können z.B. Anteile eines Produkts mittels NFTs erworben werden.
Dynamische NFTs
Hier können Attribute zu bestehenden NFTs hinzugefügt oder geändert werden. Somit kann die Nachvollziehbarkeit bei Assets, wie z.B. die letzte Renovierung bei einer Immobilie oder Informationen zu Vorbesitzern eines Autos, geschaffen werden.
Physische NFTs
Hierbei handelt es sich um einen Digital Twin Ansatz von NFTs. Dabei kann ein physisches Produkt in Zusammenhang mit einem NFT erworben werden. Durch das NFT wird der rechtmäßige Besitz sichergestellt, ohne das Produkt physisch zu besitzen, wie z.B. Gemälde, welche in Museen ausgestellt werden.
Gibt es bereits benutzerfreundliche Ansätze für die mobile Nutzung von Metamask?
Es gibt bereits ein mobile Metamask-App für mobile Endgeräte. Im Moment ist diese laut Experten jedoch noch zu umständlich. Außerdem möchte man Angriffspunkte auf die eigene Wallet so gering wie möglich halten. In Zukunft wird sich hierbei aber noch einiges tun!
Gibt es Alternativen zu NFT-Plattformen wie OpenSea?
Neben OpenSea als Plattform für den NFT-Handel gibt es u.a. auch Solanart, Magic Eden, Soulrare, sowie private NFC-Marktplätze, welche über Twitter oder Discord angekündigt werden.
Wie sieht es mit Security Tokens, wie z.B. Polymath aus?
Polymath bietet Technologien zur Erstellung, Ausgabe und Verwaltung von Wertpapier-Tokens auf der Blockchain. Hiermit können Tokens für Beteiligungen ausgegeben werden. Das Problem könnte hierbei aber ein regulatorisches und länderspezifisches Thema sein, wobei es in der Schweiz (CH) bereits erlaubt ist. Security Tokens werden als Wertpapiere gesehen und können z.B. für Immobilien stehen und gelten daher auch als Sicherheit, wie z.B. für einen Kredit.
Shitcoin / Scamcoin – Wie erkennt man die Gefahren?
Szenario: Adidas hatte einen NFT auf der Website zur Verfügung gestellt, welcher bereits schnell vergriffen war. In weiterer Folge wurde über eine Fake-Website der „Adidas-NFT“ weiterhin angeboten und verkauft.
Wichtig: Ist die Webseite wirklich gemäß Beschreibung aufgebaut? Hierbei gründlich informieren und niemals Kennwörter der eigenen Wallet rausgeben!
Welche Anwendungsbereiche könnten bei öffentlichen Prozessen bzw. Behörden abgebildet werden?
Hierbei könnten Anwendungsgebiete für Urkunden, wie z.B. Zeugnissen, Kaufverträgen oder gesamte Übersichten zu Verkaufs- und Lieferprozessen mit Dynamic NFTs abgebildet werden.
Was versteht man unter dem Metaverse?
Hierbei versteht man die Verschmelzung der realen mit der virtuellen Welt – dies ist im Moment jedoch noch schwer greifbar und man feilt noch an genaueren Definitionen.
Status Quo
Große Labels bilden bereits eigene Geschäftsflächen im Metaverse ab – jedoch ohne aktuell aktive Nutzer. Somit ist der kommerzielle Gedanke bereits sehr groß, mindert aber oft zeitgleich auch die Nutzererfahrung. Für die Werbeindustrie aber definitiv ein absoluter Sweetspot. Die Gaming-Industrie ist dort bereits sehr lange ansässig.
Ausblick in die Zukunft
Es muss erst ein Mehrwert geschaffen werden, damit man Zeit im Metaverse verbringt. Hierzu steht besonders die immersive Erfahrung – AR Cloud, im Mittelpunkt, um die Konvergenz der virtuellen und physischen Welt zu fördern. Dabei benötigt es aber die notwendige Hardware, Edge-Computing für Real-time Rendering, Interoperabilität, etc. Dafür müssen auch erst fundamentale Standardisierungen geschaffen werden.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen TeilnehmerInnen und den interessanten Austausch mit unseren Experten!