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Innerhalb des SIC ist es uns ein besonderes Anliegen den Wissensaustausch unter unseren Mitgliedern voranzutreiben und zu fördern, um dadurch die regionale IT-Branche ständig weiterzuentwickeln und hilfreiches Wissen weiterzugeben. Hierzu führten wir aufschlussreiche Interviews mit unseren Mitgliedern zum Umgang und Meisterung von aktuellen Herausforderungen in der IT-Branche.

Thomas Grassauer – Standortleiter des Dynatrace Austria Lab in Klagenfurt

Dynatrace wurde 2005 in Linz gegründet und ist Software-Intelligence Weltmarktführer. Das technologische und kreative Herz der Softwareentwicklung von Dynatrace schlägt in Europa: Linz ist das globale Engineering Headquarter des Unternehmens mit Software-Entwicklungsstandorten in Hagenberg, Graz, Klagenfurt, Wien, Innsbruck, Barcelona, Danzig, Tallinn und Detroit. Im Klagenfurter Lakeside Park ist Dynatrace seit 2017 vertreten. Der Standort wird von Thomas Grassauer geleitet. Insgesamt arbeiten weltweit mehr als 3.000 Menschen bei Dynatrace, davon rund 1.000 im Engineering, in der Forschung und Softwareentwicklung.

Die Mission von Dynatrace: Software muss auf der ganzen Welt perfekt funktionieren. Auf dem Weg zur autonomen, selbstheilenden und selbstschützenden Cloud, unterstützt Dynatrace die größten Unternehmen der Welt mit seiner All-In-One-Software-Intelligence-Plattform mit automatisierter, KI-gestützter Full-Stack-Abdeckung, welche nicht nur Daten, sondern auch Antworten liefert. Die digitale User Experience wird verbessert und neue Geschäftsmodelle können schneller realisiert werden. Millionen von Menschen profitieren im Zeitalter der Digitalisierung täglich davon: bei Bankgeschäften, auf Reisen, beim Einkaufen, beim mobilen Arbeiten oder im Gesundheitsbereich.

„Wir sind bunt und divers, das ist gut so und es darf durchaus noch mehr werden!“

Wie geht ihr mit dem aktuellen Fachkräftemangel um?

Gute Fachkräfte sind heiß umkämpft, dennoch schaffen wir es jährlich um rund 30% zu wachsen. Das Erfolgsrezept klingt einfach, und ist doch unfassbar wichtig: Wir stellen die Menschen ins Zentrum und sind dabei 100% authentisch. Bei Dynatrace herrscht eine Kultur der Autonomie und der Selbstbestimmung. Unsere MitarbeiterInnen werden bei der individuellen Entwicklung unterstützt und können sehr viel bewegen. Employee Experience ist kein Schlagwort, sondern wird durch alle Unternehmensebenen top-down gelebt.

Um unser Wachstum zu schaffen, gilt auch der Grundsatz „think globally, act locally“. Bei Dynatrace arbeiten in Österreich rund 25% internationale Expertinnen und Experten, die wir beim Umzug intensiv unterstützen. Wir sind bunt und divers, das ist gut so und es darf durchaus noch mehr werden. Auch innerhalb Österreichs ist es nicht zwingend notwendig am lokalen Standort zu starten. Unser breites Netzwerk an Labs in Österreich bringt die Teams aus allen Bundesländern näher zusammen.

Wie sieht dabei eure Umsetzung aus?

Es muss eine Umgebung geschaffen werden, in der MitarbeiterInnen gerne arbeiten möchten. Das beginnt bei Büros, in denen man aufeinandertreffen und sich auch zurückziehen kann und beinhaltet auch umfassende Gesundheits- und Sportangebote. MitarbeiterInnen, die mit dem Rad oder zu Fuß in die Arbeit kommen, werden zum Beispiel mit Wertgutscheinen für den lokalen Handel gefördert. Das tut der Gesundheit und der Umwelt gut.

Des Weiteren gilt es spannende und flexible Aufgaben in unterschiedlichen Bereichen und Rollen anzubieten, da junge Talente diesen auch längerfristig nachgehen möchten. Hierfür kann man z.B. die Möglichkeit für einen internen Bereichswechsel anbieten, um die persönliche Weiterentwicklung zu unterstützen. Dabei sollte man auch unbedingt auf unterschiedliche Zielgruppen eingehen. Stichwort – Mangel an weiblichen Bewerberinnen. Wie adressiere ich langjährige ExpertInnen als auch BerufseinsteigerInnen? Wie können wir junge Talente ansprechen und fördern? Hier sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt!

Wie schafft ihr es, auch Nicht-TechnikerInnen als neue Mitarbeiter zu adressieren?

Wenn wir an Lab Operations, Employer Branding oder HR-bezogene Tätigkeiten denken, ist es trotzdem so, dass man größtenteils BewerberInnen anspricht, die bereits Berührungspunkte mit dem Geschäftsfeld aufweisen. Unsere Kultur ist für alle attraktiv, und ein Unternehmen das in dieser Geschwindigkeit wächst, mit einem globalen Impact, wie wir ihn haben, das findet man so schnell kein zweites Mal. Die Message für TechnikerInnen und Nicht-TechnikerInnen überschneidet sich. Unabhängig von unterschiedlichen Positionen im Unternehmen sollte die zu transportierende Unternehmens-Kultur aber auch gelebt werden!

Attraktives Unternehmen, trotz überschaubarer Ressourcen?

Unabhängig von der Unternehmensgröße hat man die Möglichkeit im Bereich Kommunikation und Kultur zu punkten. Das Ziel sollte es sein, eine transparente Kommunikation zu bewahren und Mission und Vision des Unternehmens klar zu kommunizieren. Dies kann sowohl bei großen als auch bei kleinen Unternehmen realisiert werden. Durch das Wegfallen von Hierarchie-Ebenen hat man als kleineres Unternehmen sogar einen gewissen Vorteil, um mehr Flexibilität, wie z.B. bei der Gestaltung der Arbeitszeiten, anzubieten. Dabei gilt es MitarbeiterInnen unabhängig vom Setting durch Kreativität und Einfallsreichtum „mitzunehmen“, um diese auch längerfristig für das Unternehmen zu begeistern.

Welche Home-Office-Policy verfolgt ihr in eurem Unternehmen?

Speziell das Anbieten von flexiblen Arbeitszeiten war bereits Usus und unabhängig von der Art und Weise wie ein Unternehmen aufgestellt war. Der Mix, bzw. der Shift, welcher durch die Pandemie entstanden ist, war jedoch auch für uns eine Situation, die vorher nicht so sichtbar war. Die Pandemie war dabei eine Art Katalysator. Mittlerweile setzen wir auf einen hybriden Ansatz bei der Zusammenarbeit unserer Teams. Hier haben wir besonders viel dazugelernt. Dies sieht man vor allem in der Gestaltung unserer Office-Bereiche, welche nun flexibler genutzt werden können. Momentan steht es unseren MitarbeiterInnen frei, ob sie im Office oder von zu Hause aus arbeiten. Viele unserer MitarbeiterInnen wählen hierbei einen Mix mit z.B. 4 Tagen im Home-Office und einen Tag im Büro, dann wieder 3 Tage im Office usw.

Wie setzt ihr eure Home-Office-Policy um?

Wenn man die größte Zeit der Woche im Office verbringt, bekommt man einen Fixplatz zugeteilt, andernfalls gibt es Buchungssysteme, die uns bei der Zuteilung eines Arbeitsplatzes im Office unterstützen. Diesen Trend möchten wir auch in Zukunft weiterhin beibehalten. Wichtig dabei ist eine klare Kommunikation und alle Betroffenen in den Entscheidungsprozess miteinzubinden, um die bestmögliche Flexibilität ohne Produktivitäts-Verlust zu gewährleisten.

Dabei sollten auch klassische Kernarbeitszeiten oder Meetings klar definiert sein. Auch MitarbeiterInnen innerhalb des Teams müssen wissen, wann wer zur Verfügung steht, und ein Zeitslot gebucht werden kann, unabhängig ob von zu Hause aus oder im Office gearbeitet wird. Für die Kommunikation setzen wir auf Tools wie MS Teams oder Zoom, welche sich für die Zusammenarbeit innerhalb unserer Teams äußerst bewährt haben.

Wie sieht es mit dem Onboarding neuer Mitarbeiter aus?

Der erste Schritt besteht darin, neuen MitarbeiterInnen die nötige Hardware (für Remote- und Home-Office) zur Verfügung zu stellen. Unser Onboarding-Prozess stützt sich dabei auf ein Mentoring-Programm. Ein erfahrener Mitarbeiter wird dem Neuzugang vor dem Eintritt zugeteilt und unterstützt beim Einstieg in das Unternehmen, bietet Orientierung und technische Hilfestellung, sowohl vor Ort als auch im Home Office. Das Mentoring-Programm hat auch Vorrang für einen Platz im Office, um die Möglichkeit für einen persönlichen Austausch zu schaffen.

Auch die Schaffung von Kontaktpunkten innerhalb des Unternehmens mit Meet’n Greets im Team, Coffee-Meetings oder Stand-ups im Freien gehören zu unserem Onboarding-Prozess. Es geht darum kreative Lösungen zu finden. Ein strukturiertes Onboarding benötigt auf jeden Fall gute Planung. Alle Sessions sind schon am ersten Tag im Kalender der Mitarbeiterin/des Mitarbeiters eingetragen – damit ist man vom Start weg orientiert und organisiert!

Wo siehst du die Zukunft in Österreichs IT-Branche?

In Kärnten haben wir viele innovative und erfolgreiche Unternehmen in unterschiedlichen Größenordnungen. Hier haben wir einen besonders großen Standardvorteil mit hoher Lebensqualität und herausragender Work-Life Balance, kombiniert mit attraktiven technischen Ausbildungsmöglichkeiten im Schul- und Hochschul-Bereich. Die Challenge für Österreich sehen wir vor allem im innovativen Startup-Bereich. 2021 hat es zwar erfolgreiche und große Investments in junge Unternehmen gegeben, jedoch stammten diese größtenteils von auswärtigen Investoren. Wir haben also gute Ideen und einen äußerst attraktiven Standort in Österreich – hier müssen wir umdenken und aktiver am eigenen Markt werden.

In den letzten zwei Jahren ist uns allen bewusster geworden, wie wichtig auch das Thema Digitalisierung ist. Wir sehen in durchgehend ALLEN Branchen den Bedarf an digitalen Dienstleistungen bzw. Anknüpfung an digitale Systeme. Als Einzelhandel z.B. ist es heutzutage kaum möglich, ohne eine Webpräsenz bzw. einen Online-Shop auszukommen. Hier sehen wir eine große Chance für die IT-Branche. Es existiert auch ein stärkerer Trend zur Automatisierung – hier gilt es Innovationen zu fördern und neu zu denken, z.B. in der Produktion, Buchhaltung oder dem Vertrieb. Dieser ansteigende Bedarf an digitalen Dienstleistungen zeichnet sich auch besonders im aktuellen Fachkräftemangel ab. UnternehmerInnen sind gefragter denn je, Begeisterung und Motivation bei jungem Publikum zu schaffen – hier müssen wir gemeinsam einen positiven Fußabdruck hinterlassen!

Wenn du Digitalisierungs-Minister wärst, was würdest du ändern?

Besonders als Nicht-Politiker eine sehr spannende Frage. Es muss in jedem Fall klar sein, dass wir bereits großartige Ideen und erfolgreiche Unternehmen in Österreich haben und dadurch auch die Chance, auf eine breite Expertise in unserem Land zurückzugreifen. Die besten Ideen entstehen im Team. Welche Expertise benötige ich also, um aktuelle Pain-Points zu identifizieren und diese dann Schritt für Schritt in Angriff nehmen kann. Dabei geht es aber nicht darum, sich auf Big-Bang-Changes zu stürzen, da diese eher schwer und langwierig zu bewältigen sind. Besonders im Bereich der Softwareentwicklung gibt es einen starken Drive Richtung agile Methoden, um schneller auf Situationen reagieren zu können.

Es braucht mehr Mut Neues auszuprobieren und weniger in kolossalen Projekt- oder Budgetgrößen zu denken. Dieses Mindset könnte auch für Digitalisierungs-Projekte angewandt werden, um eine schrittweise Veränderung der Digitalisierung langfristig in Österreich zu etablieren. Ohne dem nötigen Know-How und der schrittweisen Veränderung wird man nur schwer vom Status Quo abweichen können.


Wir bedanken uns herzlich für die spannenden Einblicke und das aufschlussreiche Interview mit Thomas Grassauer, Standortleiter des Dynatrace Austria Lab in Klagenfurt!

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